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Carsten Schneider
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Frage von Berndt K. •

Frage an Carsten Schneider von Berndt K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Schneider
Als Musiker sehe ich seit längerem ,das in den letzten Jahren die Orchesterlandschaft aber auch die Stellensituation immer weiter zusammengeschrumpft wird (auch darüber ließe sich trefflichst diskutieren). Unverständilich ist mir um so mehr, das Musikhochschulen nach wie vor, und ohne Einschränkungen Absolventen produzieren. Jährlich werden deutschlandweit 50 Stellen besetzt ,1000 Studenten verlassen die Hochschulen. Nun weiß ich auch,das Kultur Ländersache ist. Wie kriegen wir hin, das mit den Mitteln Kultur sinnvoll gefördert wird und nicht arbeitslose Musiker arbeitslose Musiker ausbilden?
herzliche Grüße aus Weimar
Berndt Klinke

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Sehr geehrter Herr Klinke,

dass es in bestimmten Fachrichtungen weit weniger offene Stellen gibt als Absolventen der einschlägigen Studiengänge, „riecht“ immer etwas nach Fehlplanung und Ressourcenverschwendung. Aber dass Absolventinnen und Absolventen eines Studienganges einer Arbeit nachgehen, die mit ihrem Fach nur indirekt oder sogar gar nichts zu tun hat, ist kein spezifisches Merkmal des Faches Musik: Politikwissenschaftler arbeiten als Journalisten, Philosophen gründen Unternehmen, Anglisten werden Fremdenführer - das gehört zu unserem Bildungssystem dazu und muss nicht immer schlecht sein. Und ebenso spielt nicht jeder ausgebildete Musiker in einem Orchester, sondern ist vielleicht Musiklehrer, Journalist, Unternehmer, Studioleiter oder Kritiker. Diese Vielfalt ist auch eine Folge der grundgesetzlich garantierten Freiheit der Berufswahl. Und selbst wenn man durch staatliche Planung eingreifen dürfte und wollte: Die vielen „Schweinezyklen“ bei der Lehrerausbildung zeigen, dass sich so etwas nur sehr schwer planen lässt.

Dennoch haben Sie natürlich Recht mit Ihrer Kritik, dass zu viele gut ausgebildete Musiker gezwungen sind, zu schlechten Bedingungen und für wenig Geld zu arbeiten oder sich ihren Lebensunterhalt in einem ganz anderen Arbeitsfeld zu verdienen. Anstatt aber bei den Musikhochschulen zu kürzen, sollten wir lieber die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Musiker in Deutschland anständig leben und arbeiten können. Dazu gehört aus meiner Sicht eine bessere musikalische Früherziehung, um Talente zu fördern und eine erhöhte Nachfrage nach musikalischen Produkten zu generieren. Wichtig sind zudem eine bessere Infrastruktur für Musikgruppen (Proberäume, Veranstaltungsorte, etc.) und mehr Anlaufstellen für Fragen, die die unternehmerische Seite des Musikerlebens betreffen. Jüngst habe ich ein Thesenpapier über die Zukunft der Kultur- und Kreativszene in Erfurt und Weimar verfasst, das ich Ihnen gerne zukommen lasse. Schreiben Sie mir bei Interesse bitte direkt eine E-Mail an carsten.schneider@wk.bundestag.de.

Übrigens haben wir seit 2007 mit der „Initiative Musik“,, bei der ich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bin, eine Möglichkeit geschaffen, Rock-, Pop- und Jazzmusiker mit besonderem Potenzial aus Bundesmitteln direkt zu fördern ( http://www.initiative-musik.de ). Auch dies ist ein guter Beitrag, um die Musikerinnen und Musiker in Deutschland zu stärken.

Mit freundlichen Grüßen
Carsten Schneider

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