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Britta Haßelmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Lucca M. •

Frage an Britta Haßelmann von Lucca M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Haßelmann,

ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Sie um Ihre Meinung zu dem nächste Woche (15.-19. Juni) stattfindenden Bildungsstreiks zu bitten (vgl. auch http://bildungsstreik-bielefeld.de/ ).

Ich würde mir einen Kommentar zu allen auf der Homepage aufgeführten Zielen der Demonstration ("Was wir wollen") wünschen; insbesondere interessiert mich Ihre Stellungnahme zu den Forderungen "Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems", "Abschaffung des Zentralabiturs" und "Abschaffunf des NCs".

Darüber hinaus erbitte ich mir von Ihnen einen Kommentar, inwiefern Sie diese "Bildungsstreikwoche" in Ihrer politischen Funktion beachten, d.h. inwiefern Sie bereit sind, sich im Rahmen dieser Veranstaltung(en) für die Forderungen und Sichtweisen der TeilnehmerInnen interessiert zu zeigen, und auch inwiefern Sie vorhaben, sich selber und Ihre Position in diese Diskussion mit einzubringen. In diesem Rahmen stellt sich insbesondere die Frage, ob Sie die Chance nutzen werden, die Grüne Jugend als Teilnehmer dieser Veranstaltung zu unterstützen bzw. Ihre Position im Rahmen derer Präsentation bekannt zu machen.

Mit freundlichen Grüßen und vielem Dank im Voraus für Ihre Antwort,

Lucca Möller

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Möller,

die bundesweit stattfindenden Bildungsstreiks haben die Bildungsmisere in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und genau dort gehört sie auch hin. Denn unser Bildungssystem ist ungerecht und unterfinanziert. Von der Kita, die Schulen, die Universitäten bis hin zur Weiterbildung.
Der Bildungsstreik war wichtig, um der ungerechten Bildungs- und Hochschulpolitik u.a. von Schwarz-Gelb in NRW die rote Karte zu zeigen. Auch wir setzen uns für eine bessere Finanzierung, bessere Strukturen und eine höhere Qualität unseres Bildungssystem ein. Darüber fand während der Aktionswoche auch ein Gespräch mit VertreterInnen der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und dem Sprecherrat des Bildungsstreiks statt. Eine gerechte Bildungspolitik ist auch ein zentraler Bestandteil unseres grünen neuen Gesellschaftsvertrages.

Wir wollen einen Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung, deutlich mehr Ganztagsschulen und eine Schule für alle Kinder durchsetzen. An den Hochschulen brauchen wir 500.000 zusätzliche Studienplätze, die Studiengebühren gehören abgeschafft und ein Zwei-Säulen-Modell zur Studienfinanzierung etabliert. Um diesen Bildungsaufbruch zu finanzieren schlagen wir die Umwandlung des Solidaritätszuschlags in einen Bildungssoli vor.
Da sie mich auch ganz konkret nach einer Stellungnahme zu den Forderungen „Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems“, Abschaffung des Zentralabiturs“ und Abschaffung des NC´s gefragt haben, möchte ich auf diese Punkte noch eingehen:

- Ich setzte mich dafür ein, dass wir endlich das Konzept einer Schule für alle Kinder, in der jedes Kind individuell und nach seinen Fähigkeiten gefördert wird umsetzten – und wir aufhören, das ungerechte Bildungssystem im mehrgliedrigen Schulsystem immer weiter fortzuschreiben. Wir wollen, dass Kinder mit Förderbedarf mit anderen Kindern gemeinsam an Regelschulen eingeschult werden.
- Grundsätzlich bedarf es auch einer Reform des häufig konzeptionslos und schlecht vorbereitet eingeführten achtjährigen Gymnasiums. Die Schulen brauchen die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie die vorgegebenen Bildungsziele erreichen. Starre Lehrpläne, Schule von oben und Bürokratie müssen der Vergangenheit angehören.
- Seit 2006 können die Hochschulen bis zu 60 Prozent der Studierenden selbst aussuchen. Allerdings bleiben nun in jedem Semester bis zu 20 Prozent der Studienplätze unbesetzt. Das ist inakzeptabel und eine Vergeudung von Ressourcen und Lebenszeit. Die Befähigung für ein Studium lässt sich nicht alleine am Notendurchschnitt messen. Sicherlich fehlen den Hochschulen häufig die Ressourcen für alternative Leistungstest, hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden, damit so wenige NCs wie möglich Studierende von ihrem (Wunsch)-Studium ausschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Britta Haßelmann

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