Brigitte Lösch
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Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dieter G. •

Frage an Brigitte Lösch von Dieter G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Lösch!

Im Landtag von Baden-Württemberg wurde kürzlich über die Verleihung des Theodor Heuss Preises an den Europa-Politiker Daniel Cohn-Bendit am 20. April 2013 heftig debattiert. Der Vorstand und das Kuratorium der Theodor Heuss Stiftung hält trotz der früheren Äußerungen von Cohn-Bendit in seinem 1975 erschienenen Buches "Der große Basar" und im französischen TV über positiv geschilderte sexuell-einvernehmliche Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen an der Preisverleihung fest. Cohn Bendit soll für seinen Einsatz für mehr Demokratie und Bürgerrechte ausgezeichnet werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die folgenden Fragen kurzfristig noch vor dem 20. beantworten könnten:

1. Halten Sie die Preisverleihung an Daniel Cohn-Bendit für richtig - und wenn ja, warum - und wenn nein, warum nicht ?

2. Spielen die früheren Äußerungen von Daniel Cohn-Bendit für Sie heute noch eine Rolle ?

3. Können Sie sich vorstellen, dass der Theodor Heuss Preis auch einem offen Pädophilen/Pädosexuellen für besondere politische Leistungen verliehen wird?

Ich halte die aktuelle Kampagne gegen Daniel Cohn-Bendit übrigens für äußerst unfair und unwürdig. Man muss auch in der heutigen Zeit noch über die sexuelle Minderheit der Pädophilen frei diskutieren dürfen ohne das einem gleich eine Verharmlosung vorgeworfen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Gieseking

Quellen-Nachweise:
SWR: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=11258828/1la9dcb
Stiftung: http://www.theodor-heuss-stiftung.de/theodor-heuss-preis-2013/preistraeger.html

Brigitte Lösch
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gieseking,

vielen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch – entschuldigen Sie bitte, dass die Beantwortung etwas länger gedauert hat, aber wir hatten Sie ja darüber schon informiert.

Gerne beantworte ich Ihre Fragen bezüglich der Verleihung des Theodor Heuss Preises an den Europa-Politiker Daniel Cohn-Bendit am 20. April 2013.

1. Halten Sie die Preisverleihung an Daniel Cohn-Bendit für richtig – und wenn ja, warum - und wenn nein, warum nicht?

Ja ich halte diesen Preis an Daniel Cohn Bendit für richtig – ich selbst war bei der Preisverleihung dabei. Die Entscheidung der Theodor-Heuss-Stiftung Daniel Cohn-Bendit auszuzeichnen, lag einzig und allein im Ermessen der Stiftung. Sexuelle Gewalt an Kindern ist niemals, nirgendwo und in keiner Form akzeptabel. Kindesmissbrauch, verurteilen wir ohne jedes Wenn und Aber. Auch Äußerungen, die diese verharmlosen oder gar verherrlichen, sind nicht tragbar und haben zu unterbleiben. Ich möchte an dieser Stelle auf ein Interview mit Gesine Schwan (erschienen in der Stuttgarter Zeitung am 19.4.2013) über Daniel Cohn-Bendit im Vorfeld der Preisverleihung hinweisen. Dabei sagte Frau Schwan auf die Aussagen von Cohn-Bendit angesprochen unter anderem:

„[…]Entscheidend aber ist, ob das, was Daniel Cohn-Bendit getan hat, so schlimm ist, dass das alle seine späteren Verdienste aufwiegt. Und da gebe ich die klare Antwort, das ist nicht so. Er kann diesen Preis bekommen. Was er provokativ erzählt hat, fand ja nicht wirklich statt. Seine „Tat“ liegt also in einer Provokation, die auch ich nicht akzeptiere. Sie war überdies leichtfertig. Daniel Cohn-Bendit hat erhebliche Fehler gemacht, aber er hat sich klar und selbstkritisch distanziert. Er ist überdies von den Eltern und den Kindern rehabilitiert worden. Wer ihn da noch weiter als Kinderschänder oder Pädophilen bezeichnet – da würde ich jetzt fast christlich sagen – der redet falsch Zeugnis wider seinen Nächsten. [...]“

2. Spielen die früheren Äußerungen von Daniel Cohn-Bendit für Sie heute noch eine Rolle?

Die Äußerungen von Daniel Cohn-Bendit in seinem Buch „Der große Basar“ von 1975 und bei einem TV-Auftritt im französischen Sender ‚Antenne 2‘ 1982 in Bezug auf Sexualität mit Kindern sind unerträglich und nicht akzeptabel. Selbst im Kontext einer anderen Zeit, geprägt von Tabubrüchen, können diese Äußerungen nicht hingenommen werden. Bei Beschreibungen von Sex mit Kindern, selbst fiktiven, hört der Tabubruch auf.

Somit spielen sie natürlich heute noch eine Rolle – wie Sie ja auch an der aktuellen Auseinandersetzung sehen. Sie sind wie Herr Cohn-Bendit selbst sagt, eine unerträgliche – ja sehr leichtfertig vorgenommene Provokation. Aber er ist von den Eltern und den Kindern rehabilitiert worden.

3. Können Sie sich vorstellen, dass der Theodor Heuss Preis auch einem offen Pädophilen/Pädosexuellen für besondere politische Leistungen verliehen wird?

Nein, natürlich nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Brigitte Lösch, MdL