Bernhard Bönisch
CDU
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Frage von Michael L. •

Frage an Bernhard Bönisch von Michael L. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Herr Bönisch,

Sie haben sich zur Landtagswahl in meinem Wahlbezirk in Halle an der Saale gestellt.

In Halle an der Saale spielt die Wissenschaft eine große Rolle.
In diesem Zusammenhang nehmen Sie bitte Stellung zum Betrug des ehemaligen Verteidigungsministers der BRD beim Verfassen seiner Dissertation.

Teilen Sie die, in weiten Teilen der Union verbreitete, Meinung, dass der Betrug und geistige Diebstahl eher als harmlos anzusehen ist und Popularität eines Politikers in bestimmten Schichten der Bevölkerung über den bürgerlichen Werten unseres Landes steht?
Finden Sie es, wie die deutsche Kanzlerin es bezeichnet, scheinheilig, wenn diese Werte verteidigt werden?

In Erwartung auf Ihre Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Wähler M. Lehmann

Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Lehmann,

es ist sehr bemerkenswert, dass Sie zur Landtagswahl eine solche Frage stellen. Ich gehe davon aus, dass Sie etwas über meine Haltung zur Einhaltung der bürgerlichen Werte unseres Landes erfahren möchten, um sich mit gutem Gewissen für mich entscheiden zu können. Leider müssten wir uns wohl zuerst darüber verständigen, welche Werte die unseres Landes sind…

Zum Kern des Themas: Ich verurteile das Verhalten des Herrn zu Guttenberg beim Verfassen seiner Dissertation und hätte mir gewünscht, er wäre sehr schnell zurückgetreten.

Die erste Ihrer beiden Fragen beinhaltet eine Aussage, die ich nicht akzeptieren kann. Die mir bekannten Umfragen wurden nicht unter CDU-Mitgliedern erhoben, sondern in der gesamten Bevölkerung. Die meisten meiner Parteifreunde, mit denen ich über dieses Thema gesprochen habe, teilen eher meine eben geäußerte Meinung. Aber vielleicht gibt es ja eine Erhebung, die ausschließlich Unionskreise umfasste, und die nur ich leider nicht kenne. Für diesen Fall: Nein, ich teile diese Meinung nicht.

Auch Ihre zweite Frage mutet seltsam an. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Kanzlerin gesagt haben soll, dass es scheinheilig sei, die bürgerlichen Werte unseres Landes zu verteidigen, in so allgemeiner Form wie Sie es darstellen. Aber vielleicht habe ich wieder nicht genug Radio gehört. Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, mir gelegentlich die Quelle zu nennen.
Scheinheilig ist es aber schon, wenn ausgerechnet solche Politiker sich über den schlimmen Herrn zu Guttenberg als Verteidiger der bürgerlichen Werte erheben, die selbst nicht immer den entsprechenden Maßstäben genügen konnten, wie die Herren Özdemir und Dr. Gysi und die Dame Ypsilanti. Das sollten sie doch lieber wertekonformen Vertretern ihrer Parteien überlassen; ich bin überzeugt, es gibt viele solche. Interessant finde ich die Aussage, dass ein Wissenschaftler zufällig die Unredlichkeit des Herrn zu Guttenberg erkannt hat.

Übrigens, ich selbst hätte seinerzeit auch gern promoviert, aber das durfte ich nicht. „Aus kaderpolitischen Gründen“, hieß es im Ablehnungsschreiben meines späteren demokratischen Stadtratskollegen Professor Isbaner, PDS, des damaligen Rektors. Ich war Mitglied der Studentengemeinde.

Sehr geehrter Herr Lehmann, ich hoffe, meine Antwort ist für Sie hinreichend aufschlussreich. Ich wünsche Ihnen eine gute Wahl!

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Bönisch