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Beate Müller-Gemmeke
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Frage von Alfred V. •

Frage an Beate Müller-Gemmeke von Alfred V. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Müller-Gemmeke,

meine Frage betrifft unser Bildungssytem das mich als Vater von zwei Söhnen im Alter von 11 u. 14 trifft.
Der eine in der 5. Klasse, erstes Jahr G8. notwendige Hausaufgabebetreuung Montag bis Sonntag, andere
Klassenkameraden müssen Nachhilfe nehmen damit der Anschluß gehalten werden kann. Von auf 8 Jahren
reduzierten Stoff kommt bei uns nicht viel an.
Der andere 7. Klasse Hauptschule, Geld für den Bau einer Kantine ist vorhanden (90% Bund / 10% Stadt).
Geld für Personal (zus. Lehrer u./o. Sozialarbeiter) für gute Hausaufgabebetreuung ist wenig vorhanden.

Um zu wissen warum ich Sie wählen sollte würde ich gerne Ihnen wissen wie Sie bzw. die Grüne konkret das
G8-Stoff-Problem u. eine angemessene Hausaufgabenbetreuung für die Ganztageschulen angehen?

mfg. Alfred Volz

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Volz,

1. G8
Wir GRÜNEN haben den Weg der Landesregierung abgelehnt, für einen achtjährigen Weg zum Abitur die Schulzeit in der Unterstufe zu verdichten. Beim Modell der Landesregierung sind die Belastungen der SchülerInnen in der fünften und sechsten Klasse zu groß. Das G8 in Baden-Württemberg ist ein typisches Beispiel für den Politikstil Schavans: es nimmt keine Rücksicht auf praktische Umsetzbarkeit.
- So wurde beispielsweise mit dem G8 faktisch die Ganztagsschule eingeführt, ohne aber die dazu notwendigen Rahmenbedingungen, wie Mittagessen und ausreichend Aufenthaltsräume.
- Der Lehrplan wurde anscheinend entrümpelt, aber dennoch werden die Schulbücher des 9-jährigen Gymnasiums verwendet. Zudem zwingen die benoteten und zentral gestellten Vergleichsarbeiten am Ende der Klasse 6 die Lehrer dann doch zum Durchpauken des gesamten alten Lehrplans.
- Weiter führt die frühe Einführung der zweiten Fremdsprache zur Überforderung der naturwissenschaftlich begabten Kinder. Fazit – wieder werden mehr Kinder aussortiert und die Durchlässigkeit von der Realschule wird es in der Realität nicht mehr geben.

Wir wollen dagegen eine Verdichtung und Verkürzung am Ende der Mittelstufe in Klasse 10 und 11 mit der Möglichkeit für Schüler, das Abitur nach acht oder nach neun Jahren zu machen. Die Schüler können dann selbst entscheiden, ob sie in drei oder in zwei Jahren durch die Oberstufe kommen wollen. Die zweite Fremdsprache soll weiterhin erst ab der 7. Klasse beginnen, um weiterhin die Durchlässigkeit von Realschule zum Gymnasium zu gewährleisten. Abschließend: Die zentralen Vergleichsarbeiten am Ende der 6. Klasse sollen nicht benotet werden, sondern ausschließlich der Evaluation dienen. Und ganz wichtig: Der Lehrplan muss wirklich entrümpelt, aber vor allem auch das Abitur muss diesem Lehrplan angepasst werden

2. Ganztagsschule
Die Landesregierung setzt bei der Ganztagsschule ganz auf ehrenamtliche Betreuung. Wir GRÜNEN kritisieren dies energisch. Der Grund – für uns ist die Ganztagsschule kein Betreuungsangebot, sondern ein Bildungsangebot. Dies hat die Folge, dass statt ehrenamtlichen Kräften die Schulen mehr professionelle Kräfte – insbesondere in den Hauptschulen – brauchen. Diese Lehrer, Sozialpädagogen etc. müssen sich dann professionell um eben Hausaufgabenbetreuung und individuelle Förderung bemühen. Alles andere ist eine Mogelpackung und abzulehnen.

Abschließend: Wir GRÜNE wollen eine Schule für alle Kinder. Jeder Schüler – egal ob aus sozial schwachen Familien oder mit Sprachschwierigkeiten – sollen zusammen lernen und somit individuelle Förderung erhalten. Die Schwächeren sollen somit ebenso wie die Leistungsstarken gefördert werden. Die Schule soll zu einem Lebensraum werden, in der Lernen wieder Spaß macht und vor allem kann diese Schule auch Rücksicht auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten der Kinder eingehen. Mein Motto ist immer: nicht die Kinder müssen zu der Schule passen, sondern die Schule zu den Kindern. Die skandinavischen Länder machen uns das vor und sind damit zu den Siegern von PISA geworden.

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