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Frage von René M. •

Frage an Astrid Dahaba von René M. bezüglich Umwelt

Hamburg nennt sich Umwelthauptstadt. Da passt es für mich nicht, dass Jahr für Jahr mehr Bäume gefällt werden, als neu gepflanzt werden. Selbst wenn genug Neupflanzungen erfolgen würden, ist ein kleiner neu gepflanzter Baum in seinem Wert für die Umwelt mit einem mehrere Jahrzehnte alten Baum nicht zu vergleichen.
Fazit: Hamburgs Umweltqualität "Grün durch Bäume" nimmt seit Jahren ab.

Auch Büsche und vor allem dichtes Buschwerk werden vielerorts weggeschnitten. Gerade dichtes Buschwerk ist für viele Kleintiere, Insekten und Singvögel notwendiger Lebensraum. Sieht dann für manche Menschen wohl ordentlicher aus, wenn es nur noch vereinzelte große Bäume gibt und unter diesen einen kurzgeschorenen Rasen. Die Folge: viele kleine und größere Lebewesen finden kene Nahrung und keinen Unterschlupf mehr..

Ein allgemein zu beobachtender Trend zur wirksamen Verminderung der Umweltqualität Hamburgs ist die "Pflasteritis. Ehemalige Grünflächen werden zugepflastert. Neue Anlagen wie z.B. in der Hafencity bestehen fast nur noch aus Pflasterplatten. So lässt sich eine Fläche sicher leichter sauber halten. Sind die Kosten für
die Müllentfernung also das Hauptkriterium für die Gestaltung unserer Hansestadt?.
Nicht nur unsere natürliche Umwelt wird unnötiger Weise eingeschränkt, auch die Entwicklung unserer Kinder
wird benachteiligt. Denn welchen Bezug bekommen sie zur Natur und damit zum Leben und zu sich selbst, wenn sie z.B. in der Hafencity groß werden, wo ihre Erlebniswelt fast ausschließlich aus Stein, Beton und Glas besteht?
Mit einem anderen Bewusstsein für unser Leben im Zusammenhang mit unserer Umwelt und Natur hätte man leicht kleine lebendige Flecken schaffen oder erhalten können, wie z.B. am Ende des Sandtorhafens.
Dort lief das Hafenbecken schräg nach oben aus, was eine kleine Schilfwildnis entstehen ließ...

Was gedenken Sie unter diesen Gesichtspunkten dafür zu tun, dass Hamburg sich auf den Weg macht, den Titel "Umwelthauptstadt" zu verdienen?

Portrait von Astrid Dahaba
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Menges,

mit Ihren ausführlichen Schilderungen haben Sie völlig recht. Bisher hat Hamburg aus meiner Sicht den Titel "Umwelthauptstadt Europas" für 2011 nicht verdient (siehe Moorburg, geplante Elbvertiefung usw.). Mittlerweile übernehmen oft schon Privatleute Patenschaften für die Grünpflege in ihrem Quartier, weil die Stadt bzw. der Bezirk kein Geld übrig hat, um die Sträucher und Rosenbüsche zu pflegen. Aus Sicht der LINKEN kann es nicht sein, dass öffentliche Aufgaben in private Hände gelegt werden. Damit stellt sich eine große Metropole wie Hamburg ein Armutszeugnis aus.

Ich finde es beschämend, wenn ich die Pflasterung der Schulhöfe sehe. Wie sollen sich die Kinder dort wohl fühlen? Der Aufenthalt auf den Schulhöfen macht wirklich keinen Spaß. Ich kenne als positives Beispiel die sogenannte Ziegenschule (Grundschule in der Bismarckstraße in Eimsbüttel). Dort werden Ziegen gehalten und ein Grün- und Lernpfad für die Kinder wurde angelegt. So könnte ich mir das auch bei anderen Schulen vorstellen. Doch das bedarf der Pflege und verursacht auch Kosten. Und wie Sie vielleicht wissen, hat der ehemalige Senat eine große Kürzungswelle über die Bezirke hereinbrechen lassen. DIE LINKE hat Konzepte vorgelegt, die für eine hohe Einnahmenquelle sorgen und den Hamburger Haushalt erheblich entlasten würde. Dann hätten wir das Dilemma mit den Kürzungen nicht und wir könnten dort investieren, wo es nötig ist: unter anderem in der Gestaltung der Umwelt.

Die SDW (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V.) im Niendorfer Gehege zum Beispiel bietet pädagogische Lehrstunden in und um die Natur für Kinder an. Das ist schon ganz wichtig, damit die Kinder noch mehr über die Natur erfahren. Doch zusätzlich würde ich mir wünschen, dass die Natur ganz natürlich in unsere Umgebung, d.h. dort wo wir leben, eingebunden wird. Zum Beispiel hat die Eimsbüttler Bezirksversammlung interfraktionell im Jahr 2010 beschlossen, dass die Fledermauspopulationen (der Bezirk hat eine Patenschaft für die Fledermäuse übernommen) wieder angekurbelt und geschützt sowie eine Ausweitung von Streuobstbeständen gefördert wird. Nur, ob die Maßnahmen umgesetzt werden, weil vielleicht kein Geld da ist, steht in den Sternen.

Ich würde mich für DIE LINKE dafür einsetzen, dass bestehende Grünflächen erhalten bleiben und dort wo es nötig ist, auch kreativ und naturnah gestaltet werden. Der Mensch, gerade auch der kleine Mensch, möchte mit all seinen fünf Sinnen mit Schönheit, Düften, Gerüchen, Tasten und Tönen angesprochen werden. Insekten, Vögel und Kleintiere brauchen ihren Lebensraum. Dies würde ich unterstützen. Doch Unterstützung brauchen wir auch von den Bürger und Bürgerinnen, sonst können wir nicht viel bewegen. Das zeigt sich immer wieder. Ein postives Beispiel war der Bürgerprotest in der Emil-Andresen-Straße in Lokstedt: Dort sollten große Ahornbäume für die Sanierung der Straße gefällt werden. Vom Bezirksamt hörte man immer: Das muss so sein! Es musste nicht sein. Die Bürger und Bürgerinnen haben sich gewehrt und gewonnen. Die Bäume stehen heute noch und die Straße wurde trotzdem instandgesetzt. Es gibt noch viele andere Beispiele, gerade in Eimsbüttel und ich entnehme Ihrer Postleitzahl, dass Sie auch in diesem Bezirk wohnen und sich für die Belange in Eimsbüttel interessieren.

Deshalb, sehr geehrter Herr Menges, mischen auch Sie sich ein und gebe Sie Ihre Ideen weiter. Ich würde mich freuen.

Mit freundlichem Gruß

Astrid Dahaba