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Antje Müller-Möller
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Frage von Wolf M. •

Frage an Antje Müller-Möller von Wolf M. bezüglich Bildung und Erziehung

60% der Hamburger sind konfessionsfrei.
Das Grundgesetz erwähnt ( in Art. 7 Absatz 3 ) "bekenntnisfreie Schulen" - also Schulen ohne Pflichtfach Religion.

Werden Sie sich dafür einsetzen, diese Schulform in Hamburg einzurichten?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihr Interesse am Hamburger Schulsystem und Ihre Frage, die ich sehr gern beantworte:

Im § 7 III des Hamburgischen Schulgesetzes heißt es: "Über die Teilnahme am Religionsunterricht entscheiden die Sorgeberechtigten, nach Vollendung des 14. Lebensjahres die Schülerinnen und Schüler". In Hamburg steht es Schülerinnen und Schülern somit frei, am Religionsunterricht teilzunehmen oder nicht. Sollte gegen diese klare Rechtslage an Schulen verstoßen werden, werde ich mich dafür einsetzen, dass dieses nicht mehr passiert. Zudem werde ich mich dafür einsetzen, dass die Familien über diese Recht ausreichend informiert werden. Da in Hamburg zur Teilnahme am Religionsunterricht niemand gezwungen werden kann, wird dem Recht auf die negative Religionsfreiheit entsprochen.

Viel wichtiger ist jedoch die Überlegung, ob nicht die Art und Weise, wie in Hamburg Religion unterrichtet wird, der Idee einer "Bekenntnisfreien Schule" schon recht nahe kommt. Zwar ist Religion an Hamburger staatlichen Schulen ordentliches Unterrichtsfach, aber anders als in anderen Ländern erfolgt der Religionsunterricht nach dem Konzept "Religionsunterricht für alle". Das bedeutet, dass es in Hamburg keine konfessionelle Bindung des Religionsunterrichtes gibt, obwohl er durch Lehrerinnen und Lehrer gegeben wird, die konfessionell gebunden sind. Es gibt auch keine religiöse Unterweisung, sondern vielmehr eine kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen. Auch Raum für Irreligiosität ist ausdrücklich gegeben. Im Bildungsplan "Religion" für die Grundschule heißt es: "Er (der Religionsunterricht) führt die Schülerinnen und Schüler zur Begegnung und Auseinandersetzung mit den verschiedenen religiösen, weltanschaulichen und politischen Überzeugungen, die unser heutiges Leben beeinflussen."

In unserer heutigen Gesellschaft kommt es immer häufiger zu Konflikten wegen der Zugehörigkeit bzw. die Nichtzugehörigkeit zu bestimmten Religionen. Die Konfliktlinien verlaufen nicht nur zwischen unterschiedlichen Religionen, sondern auch zwischen religiösen und irreligiösen Menschen. Sogar der unterschiedliche Grad der Religiosität innerhalb ein und derselben Religion birgt Konfliktpotenzial. Für ein friedliches und tolerantes Zusammenleben aller ist es meiner Meinung nach unerlässlich, das Verständnis für die Sichtweisen der unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen, Religiosität und Irreligiosität zu fördern. Der nicht konfessionell gebundene "Religionsunterricht für alle" in Hamburg leistet dazu einen wertvollen Beitrag.

Mit freundlichen Grüßen
Antje Müller