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Anne Franke
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Frage von Thomas A. •

Frage an Anne Franke von Thomas A. bezüglich Umwelt

Liebe Frau Anne Franke,

die CDU/CSU/FDP-Bunderegierung, aber auch die bayerische Landesregierung trauen der Bevölkerung und der Wirtschaft zu, in einigen Jahrzehnten (2050?) auf 100% regenerative Energie umstellen zu können. Trauen Sie den BürgerInnen und der Wirtschaft mehr zu? Wenn Ja, was und wie begründen Sie das?

Beste Grüße

Thomas Allner-Kiehling

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Allner-Kiehling,

entschuldigen Sie meine späte Antwort, aber die letzte Woche war äusserst turbulent.

Selbstverständlich traue ich den BürgerInnen und der Wirtschaft wesentlich mehr zu. Da Sie im Landkreis Starnberg zuhause sind, wissen Sie sicher auch, dass ich unseren Energiewendebeschluss durch meinen Antrag initiert habe. Im Dez. 2005 haben wir bechlossen, den Landkreis 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen zu wollen. Dieses Ziel ist auch bundesweit realistisch. Dazu müssen aber ganz schnell die ältesten Atomkraftwerke vom Netz, wie im rotgrünen Ausstiegsvertrag beschlossen, denn der Atomstrom verstopft das Stromnetz und behindert damit schon jetzt den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien.
Schon jetzt müssen Windräder immer wieder vom Netz, weil die Netzkapazität nicht ausreicht. Das ist doch absurd, den klimaschädlichen Kohle- sowie den teuren und gefährlichen Atomstrom, der in den letzten 50 Jahren über Steuergelder mit mehr als 200 Mrd. € direkt gefördert wurde und weiter durch die Steuerfreiheit der Rückstellungen für den Rückbau, Sanierung der Asse, Endlagersuche u.u. gefördert wird, weiter zu subventionieren und gleichzeitig zu behaupten, die EEG-Zulage würde den Strompreis insgesamt verteuern. Diese falsche Behauptung ärgert mich sehr, weil dadurch die Erneuerbaren Energien diskreditiert werden sollen.

Natürlich müssen auch die Stromnetze ausgebaut und auf Smart Grids umgestellt werden, damit erstens der Windstrom aus den Offshore- Anlagen in den Süden kommen kann und zweitens die Angebots- und Verbrauchsspitzen besser aufeinander abgestimmt werden können. Biogas- Anlagen, die natürlich durch ein bezüglich Nawaro- und Güllebonus möglichst schnell novelliertes EEG, dann statt mit Mais mehr mit Abfallstoffen und ertragreichen Wildblumenmischungen betrieben werden müssen, können zum Ausgleich des schwankenden Stromangebots und - bedarfs zu- oder abgeschalten werden. So kann die zuverlässige Versorgung schon mit einer kleineren Stromangebotsmenge optimal gedeckt werden.
Auch bezüglich der Windenergie stecken wir in Bayern noch in den Kinderschuhen. In unseren Schwachwindgebieten haben wir große Potentiale zur Stromerzeugung mit den neueren großen Windenergieanlagen(ca. 140m Nabenhöhe). Im Landkreis Starnberg wird gerade ein Flächennutzungsplan erstellt, um die Standorte mensch-und naturverträglich festzulegen, d.h. sie sollen z.B. mindestens 1000m von jeder Wohnbebauung entfernt sein, um Lärmbelästigung und Diskoeffekte auszuschließen. Denn WEA müssen nicht ständig an Akzeptanzproblemen scheitern. Darüberhinaus gibt es die noch kaum bekannte Technik der Miniwindräder an einzelnen Gebäuden, die Geothermie und und ...
Über die umwelt- und klimaverträgliche Energieerzeugung hinaus sehe ich in den Erneuerbaren Energien die große Chance durch viele Bürgerbeteiligungsmodelle, genossenschaftliche und kommunale Anlagen die jetzige große Macht unserer vier marktbeherrschenden EVUs zu verkleinern, um die verbraucherfeindlichen Preisabsprachen endlich wirksam unterbinden zu können. Darüber hinaus liegt darin ein nicht zu verachtender demokratischer Aspekt.
Das wichtigste am Schluss: Wir haben riesige Potentiale bei der Energieeinsparung: erst 2% unserer ungedämmten Altbaubestände werden jährlich saniert. Wir im Landkreis Starnberg müssen beispielsweise mindestens 7%/Jahr erreichen, um unser Einsparziel zu erreichen. Aber damit schaffen wir jede Menge Arbeit für unsere heimischen Ingenieure, Handwerksbetriebe und Baufachhändler. Also wieder einmal ein Gewinn für Ökonomie und Ökologie gleichzeitig.

Ich hoffe, die BürgerInnen und Bürger wählen bei der nächsten Bundestagswahl die ewigen Bremser ab und verweisen die Atomlobby in die Hinterzimmer, denn nur dann erreichen wir das 2035-Ziel bundesweit.

Mit erneuerbaren und energischen Grüßen
Anne Franke