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Annalena Baerbock
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Frage von Jürgen B. •

Frage an Annalena Baerbock von Jürgen B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Baerbock,

warum stellen sich die Grünen gegen North-Stream 2? Die Alternative ist doch, das schmutzige Fracking-Gas aus den USA zu höheren Preisen und mit einer vernichtenden Öko-Bilanz zu importieren.

Es ist doch grundsätzlich abzulehnen, von einem sogenannten "Partner" USA, der unserer Wirtschaft Sanktionen androht, auch noch mit Steuermitteln LPG-Terminals zu bauen!

Die Abhängigkeit zu Russland ist m.E. Panikmache, da Russland bisher trotz schwieriger Beziehungen ein verlässlicherer Partner war, als die USA, deren Geopolitik aus völkerrechtswidrigen Kriegen besteht.

In seiner Rede vor dem Bundestag 2001 beschwor Putin ein europäisches Haus, in dem alle friedlich leben könnten, worauf es stehende Ovationen sämtlicher Abgeordneten gab, die bald darauf die NATO-Osterweiterung zuließen, obwohl diese im 2+4 Vertrag nicht vorgesehen war.

Mit freundlichen Grüßen,
J. B.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bauer,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Investitionen in langfristige fossile Infrastrukturen wie Nord Stream 2 widersprechen den deutschen und europäischen Dekarbonisierungsverpflichtungen gemäß des Pariser Klimaabkommens, da sie Gefahr laufen, fossile Abhängigkeit zu zementieren und einen fossilen „Lock-in“ erzeugen können. Vor diesem Hintergrund ist es kontraproduktiv, jetzt – knapp 30 Jahre vor dem Dekarbonisierungsziel für das Jahr 2050 – in fossile Großprojekte zu investieren, deren Abschreibungszeiten weit über das Jahr 2050 hinausgehen. Ziel muss es vielmehr sein, eine Infrastruktur zu schaffen, die den Klimazielen nicht im Wege steht und welche die bestehende und künftig sinkende Erdgasnachfrage berücksichtigt. Voraussetzung dafür ist eine verlässliche Prognose der Gasnachfrage, die sich an ambitionierten Zielen für den Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz orientiert. So bringt ein Prozent Steigerung der Energieeffizienz 2,6 Prozent weniger Gasnachfrage. Mehr Energieunabhängigkeit gibt es nur, wenn wir wegkommen von fossilen Energien. Durch Fortschritte bei der Gebäudedämmung könnte Deutschland bis 2030 so viel Gas einsparen, wie es heute aus Russland importiert. Hierzu wäre eine Sanierungsrate von 3 Prozent p. a. vonnöten. Auch eine Einfuhr von z.B. mit der Frackingtechnologie gewonnenem Gas aus den USA oder Australien wäre keine Alternative, denn dies würde die globalen Klimaziele ebenso ad absurdum führen und zu zudem keinen Beitrag zu mehr Energieunabhängigkeit leisten.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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