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Frage von Jasmin P. •

Frage an Andrea Nahles von Jasmin P. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Nahles,

ich möchte Sie gerne einmal fragen, ob und inwiefern es Überlegungen zur Abschaffung einer "Homo-Heilungs-Therapie" Ihrerseits gibt. Da diese fragwürdige Behandlung bereits in vielen Ländern untersagt ist, wundere ich mich bei einem fortschrittlichen Entwicklungsstand Deutschlands sehr, dass Derartiges noch praktiziert werden darf.
Ich als Familientherapeutin halte eine solche Behandlungsweise für a) nicht mehr zeitgemäß, spätestens nach Einführung der längst überfälligen Erlaubnis zur Ehe zwischen homosexuellen Partnern, b) ein schlechtes Gewissen indoktrinierend (mittels einer solchen "Therapie" wird dem Menschen ein Selbstverständnis eingeredet, welches Homosexualität als krankhaft darlegt, was bewiesener Maßen nicht der Fall ist. Den betroffenen Menschen wird auf diese Weise eingeredet, dass es gesellschaftlich nicht respektiert wird schwul oder lesbisch zu sein, wodurch der oder die Betroffene mehr und mehr glaubt, dass er oder sie nicht ok sei und jeglicher Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls dadurch verhindert wird), c) mehr belastend, als erleichternd, womit jeglicher Sinn von Therapie verfehlt ist, sowie c) schlichtweg lächerlich (schließlich leben wir nicht mehr im 18. Jahrhundert, als man sich für Homosexualität noch schämen musste).
Ich würde mich freuen, wenn nicht nur wir Psychologen, Pädagogen, Soziologen, Sozialarbeiter, Lehrer und Erzieher auf einen wertschätzenden Umgang miteinander achten würden, sondern wenn dies auch irgendwann einmal in der Politik ankommen würde! Dazu würde u. a. gehören auch solch menschenunwürdige Behandlungen abzuschaffen.

Über eine Antwort würde ich mich freuen und sende herzliche Grüße,

J. P.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau P.,

wir als SPD unterstützen die Forderungen hier ausdrücklich. Pseudotherapeutische Umpolungsversuche erinnern mehr an Werkzeuge aus dem mittelalterlichen Folterkeller, als an den Umgang einer liberalen, aufgeklärten Gesellschaft mit Menschen verschiedener sexueller Identitäten. Besonders abstoßend ist hieran, dass sich diese „Homoheiler“ mit ihren Methoden auch an Kindern und Jugendlichen zu vergehen versuchen, die noch mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stecken. Das muss natürlich sofort aufhören. Die sogenannte „Konversionstherapie“ ist ein vor allem aus US-amerikanischen evangelikalen Kreisen bekannter Ansatz zum Ziel der zwangsweisen Veränderung der sexuellen oder geschlechtlichen Identität. Auch in Deutschland gibt es eine Reihe von Organisationen und Einzelpersonen, die in diesem Bereich tätig sind und die gerade auch Minderjährige für dieses Ziel zu manipulieren versuchen. Im Jahr 2014 wurde die „Konversionstherapie“ von Mitgliedsstaaten des Ausschusses der Vereinten Nationen gegen Folter erstmals als potentielle Verletzung des internationalen Folterverbots gerügt.

Mein Kollege MdB Johannes Kahrs hat Gesundheitsminister Jens Spahn aufgefordert; "den Verantwortungen seines Ressorts nachzukommen und diesen Scharlatanen Einhalt zu gebieten. Vor der Lobby religiöser Fundamentalisten zu kuschen und die Augen vor den seelischen Verletzungen, die aus dieser Pfuscherei resultieren, zu verschließen, wäre völlig inakzeptabel. Der Minister muss jetzt einen Vorschlag zu einer gesetzlichen Regelung vorlegen. Als SPD-Fraktion sind wir bereit, das Thema direkt nach der Sommerpause anzugehen!“

Beste Grüße
Andrea Nahles