Eine Tabelle mit den Positionen der 709 Bundestagsabgeordneten finden Sie am Ende des Artikels
Mehr als die Hälfte der Bundestagsabgeordneten sind gegen die Einführung eines Tempolimits von 130 km/h auf deutschen Autobahnen (mind. 367 der insgesamt 709 MdBs). Dies geht aus Angaben der Parlamentarierinnen und Parlamentarier hervor, die diese im Kandidaten-Check von abgeordnetenwatch.de zur Bundestagswahl 2017 gemacht haben. Die Abgeordneten äußerten sich damals zu der folgenden These:
"Auf Autobahnen soll es ein flächendeckendes Tempolimit von 130 km/h geben."
Nur 151 Abgeordnete sprachen sich im Kandidaten-Check für eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung aus, 34 äußerten sich "neutral". Von 157 Politikerinnen und Politikern liegt keine Position zum Tempolimit vor – sie hatten sich am Kandidaten-Check nicht beteiligt.
Bei CDU und CSU fällt auf, dass sich ein einzelner Parlamentarier für eine Geschwindigkeitsbegrenzung aussprach – der Abgeordnete Martin Patzelt.
Aus der SPD-Fraktion stellten sich im Kandidaten-Check eine große Mehrheit der Abgeordneten gegen ein Tempolimit – und damit gegen den gültigen SPD-Parteitagsbeschluss (97 von 153 MdBs). Im Jahr 2007 hatte sich die SPD auf ihrem Hamburger Parteitag mehrheitlich für eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h ausgesprochen.
In der folgenden Tabelle haben wir die Positionen der Bundestagsabgeordneten zur Einführung eines Tempolimits von 130 km/h aufgeführt. Bei Politikerinnen und Politikern, die sich 2017 nicht am Kandidaten-Check beteiligt haben, ist dies in der Tabelle vermerkt – deren Position zum Tempolimit können Sie hier via abgeordnetenwatch.de erfragen.
Ein wichtiger Hinweis: Bei den Angaben der Bundestagsabgeordneten handelt es sich um Positionen, die diese im Sommer 2017 eingenommen haben. Es ist möglich und durchaus legitim, dass Abgeordnete einen Standpunkt überdenken und mit der Zeit ändern. Die Aussagen beziehen sich auf das Jahr 2017 und geben deswegen möglicherweise nicht mehr die derzeitige Überzeugung wieder.*
*Ergänzung: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Mathias Stein sprach sich im Kandidaten-Check zur Bundestagswahl 2017 gegen die Einführung eines Tempolimits aus und ist entsprechend in der untenstehenden Tabelle aufgeführt. Sein Büro teilte uns nun mit, dass er inzwischen für die Einführung eines Tempolimits eintritt, mit folgender Begründung: "Ein Tempolimit von 130 km/h erhöht die Verkehrssicherheit, leistet einen Beitrag zum Umweltschutz und vermindert den Stresspegel während der Fahrt."
Daten zum Herunterladen: xls | ods
Martin Reyher, Sabrina Winter | Mitarbeit: Andrea Knabe
Kommentare
Martin Vogler am 03.02.2019 um 08:10 Uhr
PermalinkAls Deutscher muss ich mich oft schämen, auf welche Art sich viele Mitbürger als Autofahrer auf deutschen Straßen verhalten, wenn keine Polizisten mit ihren Kont-rollen in der Nähe sind. Schämen muss man sich vor allem auch in der Hinsicht, was ausländische Verkehrsteilnehmer aus Ländern mit Geschwindigkeitsbegren- zungen aus ihrem Erleben heraus hier auf den Straßen innerhalb Deutschlands über das Verhalten so mancher deutscher Autofahrer empfinden mögen. Das wirft kein gutes Licht auf unser Land, abgesehen auch von vielen Wildtieren, welche unnötigerweise zu Tode kommen oder verletzt werden. Statt die Autofahrer innerhalb von Ortschaften durch schmalere Straßen zu einer mäßigen Fahrweise anzuregen, laden so manche verbreiterte Ortsdurchfahrten geradezu dazu ein, die vorge- schriebene Geschwindigkeit nicht einzuhalten, im Gegenteil. In jede Ortsdurchfahrt gehören eigentlich strenge Radarkontrollen.
Matthias Junk am 04.02.2019 um 08:35 Uhr
Antwort auf von Martin Vogler
PermalinkDerailing: Es geht hier nicht um Ortsdurchfahrten sondern um Limits auf Autobahnen!
Matthias Schwarz am 04.02.2019 um 11:22 Uhr
Antwort auf von Matthias Junk
PermalinkDas stimmt schon. Ich sehe es aber durchaus als eigenes Problem, dass bei uns in Bayern kaum kontrolliert wird. Weder auf Autobahnen, noch in Ortschaften.
Albert Huber am 04.02.2019 um 19:15 Uhr
Antwort auf von Martin Vogler
PermalinkEigentlich weiß jeder, dass das hirnlose Rasen auf den Autobahnen Blödsinn ist. Der Spritverbrauch ist hoch und die Unfallgefahr steigt stark an. Aber wir können endlich archaische Strukturen ausleben, wir sind schneller und zeigen es dem Autogegner, wer hier das Sagen hat. Ich bin das Alphatier, der der andere in die Schranken verweist und Ihnen zeigt, wo der Hammer hängt. Und das tut soo gut, wo ich doch sonst nur impotent und lahm zu Hause rumhängen und nichts auf die Reihe bringe!
Benjamin Meyer am 16.10.2019 um 02:34 Uhr
Antwort auf von Albert Huber
PermalinkEine sehr "schlaue"Antwort eine Temoliimtbeführworter. Traurig, das in den Augen von Befürwortern, ein Schnellerfahre immer mit hirnlos oder "unvorsichtig" gleichgesetzt wird. Die Aussage "Die Unvallgefahr steigt stark an" ist schlichtweg falsch. Es gibt sogar Fälle in Dänemark (https://www.welt.de/vermischtes/article668137/Daenemark-Tempolimit-rauf-...) und Österreich (https://web.de/magazine/auto/tempolimit-fuehrt-zwangslaeufig-verkehrsunf...), wo man in Testversuchen Geschwindigkeiten heraufgesetzt hat, und die Unfallzahlen sanken sogar? Noch Fragen? vielleicht erst mal Statistiken durchlesen, bevor man kluge Sprüche klopft.
Christian Krüger am 05.01.2020 um 13:42 Uhr
Antwort auf von Benjamin Meyer
PermalinkBevor man sich in der Öffentlichkeit zu so einem Thema äußert, sollte man erst einmal seine Rechtschreibkompetenz überprüfen. Es ist schon peinlich , wenn man so einen Müll auch noch mit einem Haufen von Rechtschreibfehlern krönt. Das lässt doch sehr auf die Bildung des Einzelnen schließen.
Sigi am 02.02.2020 um 15:44 Uhr
Antwort auf von Christian Krüger
PermalinkDer eine kann richtig schreiben. Der andere kann Nägel reinhauen und für die Richtigschreiber Häuser bauen. So ist es halt.
S.Müller am 02.03.2020 um 23:36 Uhr
Antwort auf von Benjamin Meyer
PermalinkDanke für die Quellen. Warum wird immer auf dem Tempolimit herumgehackt? Es sollte mehr das Rechtsfahrgebot auf Autobahnen kontrolliert werden und der Einsatz der Blinker beim Spurwechsel. Das sind viel wichtigere Sicherheitsmaßnahmen auf der Straße, um Unfälle zu vermeiden.
Bei vorhandenen Geschwindigkeitsbegrenzungen bemerke ich immer mehr, dass die Autos mit deutschen Kennzeichen sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, jedoch ganz bestimmte Kennzeichen aus Nachbarländern ihre monotone und dann überhöhte Geschwindigkeit beihehalten.
Marius Huber am 09.06.2019 um 01:51 Uhr
Antwort auf von Martin Vogler
PermalinkDu volltrottel willst uns die letzte Freiheit nehmen.
Die Wähler der Öko Futzis werden nach 4 Jahren sehen was aus Deutschland wird
Horst Hoffmann am 03.02.2019 um 10:31 Uhr
PermalinkDas Ergebnis entspricht meinen Erwartungen.
Helena Peltonen am 03.02.2019 um 10:42 Uhr
PermalinkAm erschreckendsten finde ich die stereotypen Antworten. Wie stark die Fraktionsdisziplin die einzelnen Abgeordneten gängelt, demonstriert, wie wenig Abgeordnete unabhängig, selbständig denken. Sieht so das Gewissen der Abgeordneten aus?
pepschmier am 03.02.2019 um 11:21 Uhr
PermalinkBemerkenswert finde ich die Aussagen, die "Wir" enthalten, z.B. "wir als Union" usw.
Diese Abgeordneten sehen sich selbst offenbar gar nicht mehr als Individuen mit einer eigenen Meinung. Im Umkehrschluss schließe ich daraus, dass sie alles tun würden, was die jeweilige Konzernmutter (=Parteiführung) beschließt, völlig unabhängig von ihrer individuellen Meinung. Das soll demokratische Politik sein?
Matthias Junk am 03.02.2019 um 14:54 Uhr
PermalinkAlternativ-Vorschlag: Auf der rechten Spur mindestens 60 höchstens 100. Auf der zweiten Spur mindestens 90, höchstens 130, auf der dritten Spur mindestens 120, höchstens 160 usw.. Mindestgeschwindigkeiten natürlich wie sonst auch zu verstehen: wenn es keine erkennbaren Gründe für eine geringere Geschwindigkeit gibt wie lokale Beschilderung, Verkehrslage oder Witterung... Rechtsfahrgebot und Rechts-Überholverbot natürlich beibehalten.
Matthias am 04.02.2019 um 08:33 Uhr
Antwort auf von Matthias Junk
Permalink...war wohl etwas zu spontan. Das Rechtsfahrgebot muss natürlich dahingehend modifiziert werden, als dass man bei einer Geschwindigkeit, die auf zwei benachbarten Spuren zulässig wäre, davon die rechte benutzen sollte....
Reinhard Dehn am 04.02.2019 um 19:19 Uhr
Antwort auf von Matthias Junk
PermalinkDas wäre mal ein realistischer Vorschlag ! Aber wir sind ja nur Bürger dieses Landes > deshalb fragt uns keiner . . .
Thomas Nachdenklich am 05.10.2019 um 01:29 Uhr
Antwort auf von Matthias Junk
PermalinkDanke. Endlich mal ein konstruktiver Vorschlag. Damit wäre dann auch automatisch Überholverbot für LKWs gegeben.
On Top: Spurabhängige und Zeitabhängige Maut. Kann man in wenigen Jahren per Fahrerassistenzsystemen realisieren.
Kann dann jeder selber entscheiden, ob er wenig CO2 verbraucht oder viel Zeit (Aufschlag) auf der Ressource Autobahn verbraucht.
Leider wird in D zu viel schwarz / weiß diskutiert. Es sind immer Zielkonflikte. Einfache Wirkzusammenhänge gibt es nicht in komplexen Systemen. Wünschte mir mehr Verstand und Fachwissen.
Sollte jeder mal als Maßstab an sich legen. Muss auch nicht jeder zu allem was beitragen. Gilt v.a. auch für den Journalismus in diesem Land.
Peter Lierhaus am 04.02.2019 um 00:14 Uhr
PermalinkWenn es richtig ist, dass ca. 160 Autobahntote auf die zu hohe, aber erlaubt Geschwindigkeit gehen, dann sind die "Nein" Abgeordneten also für diese Toten mitverantwortlich.
Mit der Aussage von unserem Verkehrsminister, Andreas Scheuer, zu dem gesunden Menschenverstand, komme ich zu dem Schluss, er hat ihn verloren.
Thomas Nachdenklich am 05.10.2019 um 01:41 Uhr
Antwort auf von Peter Lierhaus
PermalinkEinfach. Unsinn. Einfach Unsinn.
Überhöhte Geschwindigkeit ist nicht erlaubte Geschwindigkeit. Rechtlich gibt es dazu die Richtgeschwindigkeit (130km/h). Sie müssen jederzeit die Kontrolle über ihr Fahrzeug haben. Mit einem Unfall ist das per definitionem wohl nicht mehr gegeben. Das ist vergleichbar mit dem Überschreiten einer Geschwindigkeitsbegrenzung.
Sie diskretisieren Ihr Anliegen durch zu einfache, ideologisch aufgeladene Argumentation.
Folker Baumann am 04.02.2019 um 10:24 Uhr
PermalinkMan muß nur einmal nach Skandinavien fahren, dann fährt man 1000 km in 10 Stunden...entspannt!
Wenn man zurückkommt, dann reicht die Entspannung und Zurückhaltung auf niedrigere Endgeschwindigkeiten maximal bis Osnabrück; danach ist man wieder drin .. im Nervenkrieg Deutschlands Autobahnen.
Meiner Meinung nach sind wir in Deutschland die schlechtesten (weil rücksichtslosesten) Fahrer Europas.
Dirk Kesper am 05.02.2019 um 00:05 Uhr
Antwort auf von Folker Baumann
PermalinkVon entspannt kann aus Erfahrung keine Rede sein, wenn ich ständig auf den Tacho schauen muss, damit ich auch nicht zu schnell werde. Überholvorgänge ziehen sich ewig hin und wenn man mal rechts ist (Stichwort Rechtsfahrgebot, was hierzulande zugegebenermaßen vielen völlig fremd ist) hängt man zum Teil lange hinter einem LKW fest, weil der nachfolgende Verkehr nur langsam vorbeizieht. Das ganze entspannt sich etwas, wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht mehr ganz so scharf ist. Ich stimme aber zu, dass an Stellen oder in Gegenden mit sehr hohem Verkehrsaufkommen Beschränkungen notwendig sind, um den Verkehr flüssig zu halten. Ansonsten rolle ich ohne Beschränkungen wesentlich entspannter. Im Sinne der Verkehrssicherheit hätte ich allerdings nichts gegen eine angemessene Geschwindigkeitsbegrenzung einzuwenden: 150-160.
Matthias Schwarz am 04.02.2019 um 11:18 Uhr
PermalinkJa, vieles war zu erwarten an dem Stimmverhalten der Abgeordneten. Dass sich die SPD so verhält, wie sie es tut, hat mich doch erstaunt. Diese Partei ist dabei sich selbst abzuwickeln, weil sie für gar nichts mehr steht.
Und aus dem Verhalten der Autoindustrie, fürchte ich, ablesen zu können, dass die glauben, Parteien und Wähler schon gar nicht mehr zu brauchen...
Arnold Imort am 04.02.2019 um 11:25 Uhr
PermalinkWer weiß wie nachteilig zu schnelles Fahren sich auswirkt, und wie wenig Nutzen schnelles Fahren (über 130 kmh) bringt und trotzdem gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung ist, der hat menschenverachtende Gründe dafür. Viele unserer Abgeordneten sollten besser kein Mandat haben weil sie nur an ihren
Vorteil denken. Leider gehören insbesondere auch einige Minister/innen dazu.
Thomas Nachdenklich am 05.10.2019 um 01:57 Uhr
Antwort auf von Arnold Imort
PermalinkWas ist denn "zu" schnell?
Umwelt: Muss nicht der ICE ebenfalls limitiert werden? Flugzeuge? Fahrräder? Höhere Geschwindigkeit geht immer mit höherem Energieverbrauch einher.
Sicherheit: In einem Trabant waren 100km/h bereits lebensgefährlich, oder?
Ideologie: Geschwindigkeit ist synonym für Raubtierkapitalismus. Das muss man verteufeln. Hat ja nur Ärger und Leid gebracht.
Religion: Entschleunigung ist gut. Achtsamkeit ist gleichbedeutend mit Langsamkeit?
Gehen Sie zurück ins 19.Jahrhundert!
Sie sollten multidimensional argumentieren und nicht monokausal. Mit Fachlichen Argumenten. Sonst erreichen Sie nicht die Menschen des 21.Jh., sondern nur die Rückwärtsgewandten. Aber immerhin eine offensichtliche Mehrheit hier.
S.Müller am 02.03.2020 um 23:43 Uhr
Antwort auf von Thomas Nachdenklich
Permalink... sehr schön analysier, kann ich nur bestätigen. DANKE.
Dieter Schmidt am 04.02.2019 um 13:27 Uhr
PermalinkDer Begriff "BeSCHEUERt" bekommt für mich jetzt die richtige Bedeutung. Ein Wahnsinn, diese CSU Minister. Einem Volk, welches sich diese (alle) leistet ohne sich zu wehren, ist verloren!
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