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Franziska Brantner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sandro D. •

Was werden sie machen, um einen Blackout zu verhindern?

Sehr geehrter Frau B.,

Am 8. Januar 2021 kam es in Europa fast zu einem Blackout. Das Österreichische Bundesheer geht zu 100% davon aus, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem Blackout kommen wird. Während einige Länder zahlreiche Atomkraftwerke bauen, möchten wir in Deutschland aus der Atomkraft und der Kohle aussteigen. Der Focus berichtete vor wenigen Tagen, dass Kohle erneut zum wichtigsten Energieträger wird.

https://www.focus.de/wissen/energieversorgung-gefaehrdet-koalitionsgespraeche-und-blackout-energiewende-macht-stromausfall-immer-wahrscheinlicher_id_24301974.html

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Sehr geehrter Herr D.,

am 8. Januar teilte sich das europäische Stromnetz kurzzeitig aufgrund eines Fehlers in einem Umspannwerk in Kroation in zwei Netzgebiete. Im nördlichen Netzgebiet sank die Netzfrequenz auf 49,74Hertz ab, im südlichen stieg sie auf 50,6Hertz. In Südosteuropa kam es in der Folge zu regionalen Stromausfällen, verursacht durch eine Kettenreaktion die sich bis nach Rumänien fortsetzte. Den genauen Hergang können Sie auf der Seite der Entseo-e nachlesen: https://www.entsoe.eu/news/2021/01/26/system-separation-in-the-continental-europe-synchronous-area-on-8-january-2021-2nd-update/

               Es ist zu vermuten, dass das Stromnetz in den betroffenen Ländern in Südosteuropa nicht n-1 sicher betrieben wurde. Die Überwachung des europäischen Stromnetzes wird über einen gemeinsamen kontinentaleuropäischen Frequenzkoordinator des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreibers gewährleistet. Diese Verantwortung wird von verschiedenen Netzbetreibern nach einem rotierenden System übernommen. Aktuell ist dies der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion.

               Die Situation hat gezeigt, wie gut die europäischen Netzbetreiber in dieser kritischen Situation reagiert haben, dass auch bei großen Problemen durch gute Koordination und durch europäische Zusammenarbeit die Stromversorgung sicher ist. Keinesfalls ist diese Situation den Erneuerbaren Energien anzulasten.

               Mit dem sichersten Stromnetz Europas sind Stromausfälle in Deutschland übrigens zur Seltenheit geworden. Durchschnittlich nur 12 Minuten war im vergangenen Jahr der Strom weg. Dank stabilen Stromnetz und intelligentem Ausgleichsmanagement und vor allem dem europäischen Verbundsystem. Dieses ermöglicht, dass länderübergreifend in der EU die Lasten umverteilt werden - und ein Blackout wie geschehen im besten Fall verhindert wird.

               Zur Absicherung des europäischen Stromnetzes wurden am 8. Januar industrielle Lasten u.a. in Frankreich abgeschaltet und Regelenergie über zusätzliche Kraftwerke in anderen europäischen Staaten zugeschaltet. In Frankreich und Italien sind Lastabwürfe standardisierte Verfahren, da bei kurzfristigen Ausfällen von Atomkraftwerken immer wieder schnell große Lastabwürfe stattfinden müssen. Dies hohe Ausfallwahrscheinlichkeit zeigt sich auch in den relativ hohen durchschnittlichen Jahresausfälle mit je bis zu 60 Minuten pro Jahr und Haushalt in Frankreich und Italien.

               Ihre Befürchtungen, dass zukünftige die Sicherheit des Stromnetzes gefährdet wäre, teile ich ausdrücklich nicht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Netzbetrieb in Deutschland sicher ist, der Leitungsbetrieb mit genügend Sicherheitsmargen erfolgt und zu jedem Zeitpunkt genügend Reservekraftwerke bereitgehalten werden. In Zukunft werden auch Erneuerbare Energien, im Zusammenspiel mit intelligentem Lastmanagement und flexiblen Gaskraftwerken, betrieben mit grünem Wasserstoff, die System- und Versorgungssicherheit gewährleisten. Weitere Informationen zur europäischen Versorgungssicherheit können Sie auch diesem gemeinsamen Bericht entnehmen: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/plef-sg2-generation-adequacy-assessment-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=4 <https://portalb.dbtg.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/,DanaInfo=www.bmwi.de,SSL+plef-sg2-generation-adequacy-assessment-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=4> <https://portalb.dbtg.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/,DanaInfo=www.bmwi.de,SSL+plef-sg2-generation-adequacy-assessment-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=4> .

               Wir Grüne machen uns jedoch dafür stark, dass wir ein Teil der Gelder aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds in die europäischen Energienetze investieren. Bis jetzt arbeitet die EU gerade mal auf das Ziel hin, dass jedes Land mindestens 10 % der produzierten Energie in die benachbarten EU-Länder transportieren kann. Die EU braucht hier für die Energiewende mehr Tempo, um die Energie schneller dorthin zu befördern, wo sie tatsächlich gebraucht wird, was mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energie noch viel wichtiger wird. Sie muss dafür mit Europäischen „Super Grids“ transeuropäische Hochspannungsleitungen massiv ausbauen, im Baltikum und offshore in der Nordsee sowie ihren Anrainern.

               Mit freundlichen Grüßen, Dr. Franziska Brantner

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